Sicherheit bekommt, wer alles aufgibt

Was gibt echten Halt in einer Welt,
die Sicherheit kaufen will mit Geld?
Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (Benjamin Franklin) Wer die Freiheit aufgibt, um ein wenig Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.

Kleine Waldbrände werden bekämpft,
um Pseudo-Sicherheit zu gewinnen,
bis ein riesiges Feuer ausbricht,
das niemand kontrollieren kann.

Kriege, Finanzkrisen, Hungersnöte, Naturkatastrophen,
soziale Unruhen, Armut, Autonomiebestrebungen,
Flüchtlingswellen, Erderwärmung, Terrorismus, Epidemien –
beunruhigende Unsicherheit oder Normalzustand?

Intensität und Tempo des Lebens nehmen zu,
je unsicherer und unbeständiger wir uns fühlen.
Vieles, was geglaubt wurde, hat keinen Bestand mehr.
Es gibt immer weniger, was wir für wahr und zeitlos halten.

Die Welt ist unbeständig, vergänglich,
einem ständigen Wandel unterlegen.
Doch suchen wir nach etwas Festem,
an das wir uns klammern können.

Um die Illusion von Sicherheit zu bekommen,
beschreiben wir die Welt mit der Vernunft,
mit Gesetzen und Gedankenkonstrukten,
um ein Gefühl von Kontrolle zu erlangen.

Wir glauben nicht mehr an Gott,
dafür an Geld und Aktienmärkte.
Anstatt innere Sicherheit zu suchen,
klammern wir uns an äußere Versprechen.

Geld, Besitz und Rentenpunkte verlieren an Wert,
Freundschaften und Ehen zerbrechen unangekündigt,
Verträge werden gebrochen, Wissen wird revidiert,
was uns Sicherheit verspricht, können wir nicht kontrollieren.

Was ist Unsicherheit anderes als Freiheit?
Ein Raum, in dem alles passieren kann,
in dem wir etwas Neues erschaffen,
Eigenes kreieren, anstatt Fremdes kopieren.

Wachstum kann nur in dieser Unsicherheit geschehen,
alles Andere ist die Verwaltung des Status quo.
Wenn wir uns aus Angst gegen Veränderungen stemmen,
wird ein umso größerer Waldbrand ausbrechen.

Veränderung ist unausweichlich, was zu Unsicherheit führt.
Ein verlorener Geldbeutel, eine Krankheit, eine Trennung,
ein verpasster Termin, eine falsche Bewegung.
Wir verlieren Dinge, werden enttäuscht, fallen hin.

Dagegen kann ich mich nicht schützen,
aber meine Bewertung dessen ändern.
Bin ich das Opfer meiner Umstände?
Oder der Gestalter meines Lebens?

Passiert Alles aus einem Grund?
Gibt es bedeutungslose Zufälle?
Diese Fragen sind am Ende unerheblich,
die Annahme des Geschehens wichtiger.

Vertrauen ist vorbehaltlose Akzeptanz, von dem, was ist.
Es ist kein blinder Glaube, der sich an das Ego klammert,
sondern das Loslassen von Vorstellungen und Wünschen,
das Treiben lassen in einer Welt, die es gut mit mir meint.

Erschaffen, ohne festzuhalten,
haben, ohne zu besitzen,
handeln, ohne zu erwarten,
führen, ohne zu kontrollieren.

Diese höchsten Tugenden kennt das Tao Te Ching,
sie sind es, die mir echte Sicherheit geben.
Ein inneres Urvertrauen, das ich nicht kaufen kann,
das ich gewinne, wenn ich nichts mehr festhalte.

Der Wind kann eine Kerze ausblasen,
ohne Sauerstoff aber gibt es keine Flamme.
Nur wenn wir den Wind umarmen,
können wir das Feuer in uns nähren.

Für mehr Sicherheit in meinem Leben,
muss ich bereit sein, alles aufzugeben.

Veröffentlicht am 04.01.2023 von Sebastian Kühn

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