Die leidvolle Suche nach dem Glück

Können wir uns selbst erleben,
wenn wir nur das Glück erstreben?
hēdonē (grc.) = Lust, Freude, Vergnügen eudaimonía (grc.) = von gutem (eu) Geist (daimon)

Ein neues Handy, eine Reise, ein gutes Essen –
wer sagt, dass ich Glück nicht kaufen kann?
Aber welchen Preis hat es langfristig,
den Mangel mit der Kreditkarte zu beseitigen?

Es gibt so viele Glücksratgeber da draußen,
doch nie haben wir gelernt, zufrieden zu sein.
„The Pursuit of Happiness“ ist eine Falle,
ein Streben, das nie ein Ende finden kann.

Stets fehlt uns etwas zum Glück,
anstatt uns selbst zu genügen.
Mit viel Aufwand suchen wir da draußen,
was wir im Innersten verloren haben.

Der hedonistische Weg ist der äußere Pfad,
der mit sinnlich Erlebbarem gepflastert ist.
Handlungen sind Mittel zum Zweck, um Ziele zu erreichen,
Leid zu vermeiden und Freude zu vermehren.

Hätten Aristippos und Epikur vor 2.400 Jahren widersprochen,
wenn sie unser heutiges Verständnis vom Hedonismus hören würden?
Wohl aber kannten auch sie schnell vorübergehende Lust,
im Gegensatz zur Lebenslust als Normalzustand.

Ich bekomme ein Kompliment oder kaufe Etwas,
Hormone in meinem Körper sorgen für Glücksgefühle.
Kurze Zeit später verfalle ich wieder in den Normalzustand,
nicht selten gefolgt von Trauer, Reue oder Zweifeln.

Je mehr mein Glück von Menschen, Dingen oder Zielen abhängt,
desto stärker schlägt die Enttäuschung über die Vergänglichkeit zu.
Wie ein Junkie brauche ich mit der Zeit immer mehr,
um die angelernten Bedürfnisse zu befrieden.

Anders verläuft der eudämonistische Weg,
ein innerer Pfad zur Glückseligkeit.
Für Heraklit und Sokrates ein Lebensideal,
bei dem Handlungen dem Selbstzweck dienen.

Es wird keine Arbeit verrichtet, die sinnlos erscheint,
um dann Dinge zu kaufen, die glücklich machen sollen.
Gearbeitet wird ihrer selbst willen, weil sie sinnvoll ist.
Sie bereitet Freude, anstatt fauler Kompromiss zu sein.

Zufriedenheit oder anhaltende Lebenslust ist kein Gefühl,
vielmehr ein Zustand von innerer Ausgeglichenheit.
Ein Zustand, in dem ich alles habe, was ich brauche,
Momente, in denen nichts mein Glück mehren kann.

Wir leben in einer Wunsch-Gesellschaft,
in der wir fast nichts mehr brauchen,
nur noch wollen, alles ist „Nice to have“,
versinkt in Bedeutungslosigkeit und Sinnleere.

Sinnvoll ist, was sich für mich stimmig anfühlt,
was zu meinem Wesen, meinen Werten passt.
Anders als antrainierte Sehnsüchte und Bedürfnisse,
die meinen Eudaimon, den guten Geist, verleugnen.

Irrationale Bedürfnisse, die meist der Angst entspringen,
von natürlicher Notwendigkeit zu trennen,
das ist die Mammutaufgabe für jeden Einzelnen,
die erstrebenswert scheint, die glücklich macht.

„Du hast das Recht auf Arbeit,
aber niemals auf die Früchte der Arbeit.
Du solltest niemals um der Belohnung willen handeln,
noch solltest du dich nach Untätigkeit sehnen.“

In der Bhagavad Gita, einer hinduistischen Schrift,
gibt Lord Krishna seinem Schüler Arjuna diesen Rat.

Wenn ich etwas mache, um etwas Anderes zu bekommen,
dann darf ich kurz anhalten und mich fragen:
Stecke ich gerade in der hedonistischen Tretmühle,
einem Wettrennen mit dem Glück, das ich nicht gewinnen kann?

Wonach es sich zu suchen lohnt,
ist der gute Geist, der in uns wohnt.

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